Die Geschichte der Dänischen Pfeifen

 

von  Jakob Groth - Dänemark
übertragen, ergänzt und bebildert von  Jörg Lehmann

 

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Teil 1: Einleitung, Zielstellung und Übersicht

Dies ist eine kurze Geschichte der dänischen, handgefertigten Pfeifen, die zudem  eine Vorstellung über die skandinavischen Pfeifenszene nach dem 2. Weltkrieg vermitteln soll. Der Zweck ist es, einen Überblick über die gesamten Umstände zu geben, in der sich diese spezielle Handwerkskunst entwickelt hat, und die betreffenden Hauptakteure vorzustellen. Als Pfeifenraucher können Sie aus der Darstellung einige Hintergrundinformationen über die Pfeifen entnehmen, die Sie besitzen. Diese Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Kommentare und Hinweise sind stets willkommen. 

Da wir uns auf Pfeifenmacher konzentrieren wollen, lassen Sie uns mit einer Definition beginnen. Für unseren Zweck definieren wir einen Pfeifenmacher als Handwerker, der seine Pfeifen von Anfang bis zu Ende komplett selbst herstellt.. Die Pfeife ist das Produkt nur einer Person; er kümmert sich um den ganzen Prozess selbst. Weiterhin formt ein Pfeifenmacher seine Pfeifen von Hand. In einer Pfeifenfabrik werden Pfeifen nach Schablonen maschinell in Serie gefertigt. Die Pfeife eines Pfeifenmachers ist ein Unikat, und keine zwei Pfeifen sind identisch. Der erste Teil der Pfeifenmacherdefinition schließt einige der Pfeifenhersteller wie zum Beispiel  Nording aus, da er mehrere Angestellte hat und die Pfeifenproduktion in mehreren Schritten durch verschiedene Personen durchgeführt wird. Ein derartiges Produkt soll hier als „semi-hand made“ bezeichnet werden. 

Es besteht dahingehend Einigkeit, dass die Geschichte der dänischen Pfeifenmacher mit einem Schweden beginnt: Sixten Ivarsson. Während des zweiten Weltkriegs lebte Sixten Ivarsson in Kopenhagen und arbeitete als Schuldeneintreiber. Als der Holm seiner Pfeife brach, ging er zu einer Werkstatt - Suhrs Pibemageri (Suhrs Pfeifen-Werkstatt in Kopenhagen), um seine Pfeife reparieren zu lassen. Leider war der Handwerker gerade für längere Zeit krank, so dass Sixten die Pfeife selbst in Ordnung bringen musste. Er machte das so gut, dass ihm unmittelbar Arbeit angeboten wurde. Während des Kriegs war es praktisch unmöglich, neue Pfeifen zu kaufen, so dass Sixten durch die Instandsetzungsaufgaben sehr beansprucht wurde. Dadurch lernte Sixten viel darüber wie Pfeifen gemacht und, eventuell wichtiger, wie sie nicht gemacht werden sollten. Nach dem Krieg war es wieder möglich, Bruyère zu importieren, und Sixten begann, neben der Reparaturtätigkeit,  zu experimentieren um  eigenen Pfeifen zu machen,. Da zu dieser Zeit es immer noch nicht möglich war, die begehrten englischen Bruyèrepfeifen wieder zu bekommen, war Sixten in der Lage, seine Pfeifen zu verkaufen, obwohl sie 5 bis 10-mal teurer waren als die dänischen Fabrikpfeifen. (Die zu dieser Zeit nicht von guter Qualität waren.)

In den 50ern entwickelte Sixten seine Pfeifenformen. Von den traditionellen englischen Formen machte er, angefangen mit der Billard, eine Anzahl von Abwandlungen, die später Klassiker wurden. Zu derselben Zeit begann er, mit Stanwell zusammen zu arbeiten. Dies vernalsste auch Sixten dazu, sich selbständig zu machen. Sixten hatte eine Auseinandersetzung mit dem Eigentümer von Suhrs Pibemageri über Lizenzgebühren für die Formen, die er für Stanwell schuf. Stanwell war die einzige während des Kriegs gegründete  dänische Pfeifefabrik, die später auch erhalten blieb, als wieder englische Pfeifen in Dänemark eingeführt wurden.. Wir werden zu Stanwell zurückkehren, obwohl dort Fabrikpfeifen gefertigt werden. Sixten war nie ängstlich, andere an seinen Ideen teilhaben zu lassen. Viele von Stanwells modernen Formen aus den 50ern und 60ern basieren auf Entwürfen von Sixten Ivarsson. Auf diese Weise wurde dänisches Pfeifendesign weltweit durch Stanwell populär gemacht, genau so, wie sich dänische Möbel zunehmender Beliebtheit erfreuten.  Die 60ger Jahre brachten den dänischen Pfeifen den allgemeinen Durchbruch. Es gab ein enormes Wachstum am Export sowohl für Fabrikpfeifen als auch für Unikate von Pfeifenmachern. Dies ermöglichte den Start für viele neuen Pfeifenmacher und Werkstätten in Dänemark. Mehrere Werkstätten wurden sogar Schulen für verschiedene Richtungen unter den Pfeifenmachern, vielen von ihnen sind immer noch berühmt. Sogar heute ist es oft noch möglich, die charakteristischen Merkmale zuerkennen und den einzelnen Schulen zuzuordnen in denen der jeweilige Pfeifenmacher gelernt hat. 

Es gab folgende wichtige Werkstätten: Sixten Ivarsson ,W.O. Larsen
Poul Rasmussen 

 

 Sixten Ivarsson als Lehrer  

Sixten war nicht nur dar erste große „Createur“, er war auch ein sehr guter Lehrer. Einer von Sixtens Wahlsprüchen war: "Es ist der ein schlechter Lehrer, der seinem Studenten nicht erlaubt, besser als er selbst zu werden". Manche Pfeifenmachers hatten direkt das Vergnügen, von Sixten unterrichtet zu werden, während viele andere indirekte Inspiration bekamen. Unter den Pfeifenmachern, die von Sixten unterrichtet oder angeleitet wurden, sind viele bekannte Namen, wie: sein Sohn Lars Ivarsson, Jorn Micke, Jess Chonowitsch und Bo Nordh

Typisch für Sixtens Schule war, dass er immer auf sehr gute Qualität in der Ausführung wert legte. Alle Details mussten mit einem hohen Grad an Vollkommenheit gemacht werden. Es war Sixten sehr wichtig, dass die Pfeifen gute Rauchinstrumente waren, obwohl seine Pfeifen auch von der Formensprache aufwendiger waren, als das in den anderen Schulen der Fall war. Viele dieser Pfeifen können als die Arbeit von einem Bildhauer betrachtet werden, der das Beste aus den Bruyere herausholen wollte, was dieses interessante Material hergab. Dies bedeutet, dass viele der Pfeifen in weichen und fließenden Formen gehalten und asymmetrisch sind. Oft wurden die Pfeifen in verschiedenen braunen Schattierungen gebeizt. Man merkt aber, dass man Dutzende Pfeifen verschiedener Pfeifenmacher einer bestimmten Schule gesehen haben muss um die gemeinsamen Merkmale erkennen zu können. Zu derselben Zeit können einige Pfeifen die Merkmale dieser konkreten Schule auch nicht haben.  

 

Es ist ausdrücklich nicht gestattet, diese Texte, auch auszugsweise, und Bilder, ohne mein schriftliches Einverständnis herunterzuladen und zu verwenden! (c) Pipendoge, 2009

 

Sixten Ivarsson