Die Geschichte der Dänischen Pfeifen

 

von  Jakob Groth - Dänemark
übertragen, ergänzt und bebildert von  Jörg Lehmann

 

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Teil 2: Die Pfeifenmacher

Bang - Pfeifen

  Der Name Bang-Pfeifen ist ein wenig paradox, weil der Markenname nicht mit dem des/der Pfeifenmacher(s) identisch ist. Svend Bang hat eine lange Geschichte in der Pfeifen- und Tabakwelt und war vor der Gründung seines eigenen Geschäfts (1968) der Geschäftsmanager bei W.O. Larsen in Kopenhagen. Der Name seines ersten Pfeifenmachers ist lange vergessen, aber 1970 begann Per Hansen für ihn zu arbeiten und 1971 folgte Ulf Noltensmeier. Per hatte für eine kurze Zeit zusammen mit Preben Holm und Ulf für eine kurze Zeit mit Anne Julie zusammen gearbeitet, bevor sie zu Bang gingen. Seit fast 30 Jahre fertigen diese zwei Pfeifenmacher die Bang-Pfeifen ant. Sie beide wurden im Jahr 1948 geboren. In den' 70ern versuchte Svend Bang zuerst  mit Ivan Holst Nielsen und nach ihm mit Ph. Vigen und Jan Windelov zusammenzuarbeiten, aber keinen von ihnen hielt es lange bei Bang. Im Jahr 1984 ging Svend Bang in den Ruhestand und verkaufte die Gesellschaft an Per und Ulf. 

Wenn Sie die Arbeitsweise und die Werkstätten von vielen skandinavischen Pfeifenmachern kennen, werden Sie merken, dass das Bang in vielerlei Hinsicht anders ist. Während andere Pfeifenmacher individuell tätig sind, arbeiten Per und Ulf zusammen, aber sie machen ihre jeweiligen Pfeifen absolut individuell und jeder macht seine unverkennbaren Pfeifen. Die Werkstatt ist immer noch im Stadtbereich von Kopenhagen, während viele Pfeifenmacher es vorziehen, in einem Bauernhaus auf dem Lande oder nahe dem Meer zu leben. Per und Ulf gehen jeden Tag in der Stadt, um von neun bis fünf zu arbeiten. 

Vor einigen Jahren waren Pers Pfeifen oft gebogen und skulptural, während Ulfs Pfeifen klassischer schienen. Dies hat sich über die Jahre geändert und heute kann es schwierig sein zu bestimmen, wer eine bestimmte Pfeife gemacht hat. Sie sagen beide, dass sie von einigen der alten Meister beeinflusst werden, aber wovon sie wirklich profitieren, ist die gut funktionierende, enge Zusammenarbeit. Sie haben zusammen eine Anzahl von Formen und Linien entwickelt und unserer Ansicht nach einige der schönsten Pfeifen der Welt geschaffen. Sie verkaufen ihre Pfeifen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien, USA, Taiwan und Japan. Mit rund 200 Stück von jedem Pfeifenmacher pro Jahr können sie die Nachfrage nicht decken. 

Eine Spezialität von Bang sind die sandgestrahlten Pfeifen. Sie machen das Sandstrahlen selbst, während andere Pfeifenmacher ihre Pfeifen oft zu einer Pfeifefabrik schicken, um das Strahlen dort erledigen zu lassen. Die gestrahlten Pfeifen haben normalerweise eine sehr tiefe Textur und ein unverwechselbares Grain, was sie sehr schön macht. Die Silberarbeit an den Pfeifen ist auch ziemlich einzigartig. Sie machen nicht nur silberne Bänder, sondern auch viele verschiedene Windverschlüsse. Auch die Passform und das finish der Pfeifen ist absolut perfekt und die Mundstücke scheinen schwärzer und glänzender als die der meisten Anderen. 

Die Einstufung basiert auf einem System, welches von Svend Bang 1970 eingeführt wurde. Seit der Übernahme der Firma an die Pfeifenmacher im Jahr 1984 sind die Pfeifen stempelt „ S. Bang Kobenhavn“ und klassifiziert nach: Schwarz Sand, gelbbraun Sand, 5-9 und A-B. (nach meiner Ansicht A bis D, selten E und F, Anm. d. Übers.) Nur einzigartige Stücke werden nummeriert und mit den Initialen des tatsächlichen Pfeifeherstellers gestempelt (PH-Wert für pro Hansen oder die UN für Ulf Noltensmeier). 

 

 

Emil Chonowitsch und Jess Chonowitsch 

Mit einem weiteren bekannten Duo soll fortgesetzt werden: Emil und Jess Chonowitsch. 

Emil Chonowitsch ist einer der gut bekannten dänischen Herstellern aus den 60ern. Er begann in reifem Alter mit dem Pfeifenmachen, nach dem er ein Viertel Jahrhundert einer von Kopenhagens am meisten geachteten Tabakwarenhändler war. Wie bei vielen anderen Pfeifenmachern es war der Traum von einem freieren und unabhängigerem Leben auf dem Land, der Emil zu seinem neuen Beruf führte. Vor dem Gründung seiner eigenen Werkstatt in einer ehemaligen Schule (Atterup Pibemageri) war Emil für einige Jahre "erwachsener Lehrling" bei Poul Rasmussen. Wie viele Andere, musste er  ein paar Jahre Pfeifen reparieren, bevor er mit der Anfertigung seiner eigenen Pfeifen beginnen konnte.

Emil unterschied sich von vielen anderen Herstellern in seinen Linien und Formen. Er machte eine Serie aus 12 Standardmodellen, handgedrechselte Formen, die seinen Vorstellungen von den klassischen Formen entsprachen: Billard, Canadian, Bulldog usw. Sie können die "Poul Rasmussen" Linie eindeutig in diesen Formen entdecken. Viele waren schlank und hoch und mit weichen, glatten Kanten am Kopfrand. Sie sehen keine unsymmetrische Pfeife bei Emil Chonowitsch. Viele dieser klassischen, Standard-Pfeifen wurden in Dänemark zu moderaten Preisen verkauft.  Jess Chonowitschs Pfeifen sind deutlich anders als seines Vaters.

Gert Holbek 

Gert Holbek ist wahrscheinlich der älteste dänische Pfeifehersteller - nach dem Tod von Sixten Ivarsson - da Gert Holbek im Jahr 1928 geboren wurde. Er ist sicher, dass er der älteste aktive Pfeifenmacher ist, und er ist bestimmt derjenige, der für die längste Zeit im Geschäft gewesen ist. Er begann mit Poul Rasmussen im Jahr 1953. Nach 1 ½ Jahren und mehr als zehntausend Instandsetzungen (Holbek es sagt), eröffnete er seine eigene Werkstatt und hat seither Pfeifen gemacht. (ich gehe davon aus, dass Viggo Nielsen älter und vergleichbar lange im Geschäft ist, Anm. d. Übers.) 

Für eine Reihe von Jahren, als er etwa zweihundert zu Pfeifen pro Jahr machte, wurden diese durchweg über Pibe-Dan verkauft, bis der Laden im Jahr 1991 schloss. Pibe-Dans englische Kataloge aus den  60ern zeigten seine Pfeifen  und machten seinen Namen in Europa, Japan und den USA bekannt. In den letzten Jahren ist die Anzahl seiner Pfeifen beträchtlich heruntergegangen, aber er kann der Herausforderung eines schönen Stücks Bruyères nicht wirklich widerstehen. Die wenigen Pfeifen, die er macht, werden fast ausschließlich in Japan verkauft, wo er über lange Jahre viele treue Kunden gehabt hat. 

Obwohl 50 Jahre im Pfeifegeschäft, ist Gert nicht sehr bekannt unter den Pfeifenrauchern und Sammlern in Dänemark, wohl, weil er nie ein Teil der "Pfeifen-Szene" hat sein wollen und es nie einen Artikel über ihn in den Dänischen Pfeifenzeitschriften gab. Nur die alten Stammkunden von Pibe-Dan verneigen ihr Haupt voller Anerkennung, wenn sein Name erwähnt wird. Auch hat er sich für lange Zeit in erster Linie mit industriellem Design und technischen Innovationen beschäftigt. Sein Sinn von Form und Funktion kann in einem Besteck-Satz von Messer, Gabel und Löffel, genannt "Prisma" , erkannt werden, den er zusammenziehen mit einem Freund aus der Kindheit am Anfang der 60er entwickelte Der Satz wird immer noch in großen Mengen auf der ganzen Welt verkauft. Er hat auch eine Anzahl von Patenten und er "erfand" die wahrscheinlich beste Flüssigkeit um Pfeifen zu reinigen weil sie den Rückstand auflöst, desinfiziert, und  den Rauchkanal im Holm und dem Mundstück imprägniert . 

Gert Holbek hat seine Pfeifenformen über die Jahre kaum geändert, man erkennt eine Holbek unschwer wieder. Nur wenig zeigt Ihnen, dass er ursprünglich mit Poul Rasmussen zusammen arbeitete; eventuell nur, dass viele seiner Pfeifen ziemlich hoch sind, und schlanke Köpfe haben. Seine sehr hohen Pfeifen, genannt Kamine (Chimney), wurden in Kollaboration mit Pibe-Dan entwickelt. Seine Pfeifen sind fast asketisch (sein eigenes Wort.) Sie finden nie einen Ring, ein Zwischenstück oder jede Dekoration an einer Holbek Pfeife. Seine Formen haben weiche, aber federnde Linien mit weichem Übergang zwischen Kopf und Holm, und die Kante des Kopfes ist hauptsächlich konkav. Die glatten Pfeifen sind hauptsächlich Straight Grain in einem warmen rötlichen Walnuss-Finish. Vielleicht ist am typischsten für seine Pfeifen, dass er die Kanten des Bisses schräg laufend ausformt.

  Es ist ausdrücklich nicht gestattet, diese Texte, auch auszugsweise, und Bilder, ohne mein schriftliches Einverständnis herunterzuladen und zu verwenden! (c) Pipendoge, 2009