STANWELL A/S

 

 

 

Auf der Insel Seeland ist  die „Mutter"  alle dänischen Pfeifenmanufakturen ansässig, die Firma STANWELL A/S, Kimmerlesvej 28, in 4140 Borup.
Borup ist ein kleiner Flecken unweit von Roskilde und Ringsted. Bei Stanwell ist man willkommen und kann, nach telefonischer Anmeldung, den ganzen Fabrikationsablauf vom Kantel-Lager bis zur Verpackung anschauen. Der Werkmeister ist sehr nett und nimmt sich viel Zeit. Leider kann man auch mit viel Überredungskunst nichts kaufen, aber der Besuch lohnt sich in jedem Falle. (s. Anmerkungen unten)

Stanwell wird, auf Grund eines beliebten Werbespruches, aber in jedem Falle zu Recht, wohl als die Inkarnation der dänischen Serien- Pfeife schlechthin angesehen.  Die Jahresproduktion betrug 1997, als ich Stanwell besuchte,  ca. 150.000 Pfeifen. Die  Firma Stanwell wurde 1942 von  Poul Nielsen gründete, in einer Zeit als Pfeifen und Bruyere noch äußerst knapp waren. Nielsen, der wusste, dass seine Landsleute gern auf englische Pfeifen zurückgreifen, machte das, was wir heute einen "Marketing-trick" nennen würden: Er wählte einen "englischen" Markennamen und ein englisch anmutendes Firmemlogo (einspännige Kutsche) und schon bald wurde  Poul Nielsen zu  Poul N. Stanwell.

Schon sehr frühzeitig stellte Nielsen-Stanwell den Kontakt zu Sixten Ivarsson her, nachdem es sich herumgesprochen hatte, dass es bei SUHR einen Mann gibt, der neue Pfeifen anfertigte, die stilistisch anders waren, als alles bisher dagewesene. Aus diesem Kontakt ergab sich eine interessante und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem "Massenproduzenten" Stanwell und dem "Vater der dänischen Freehand" Ivarsson, die Stanwell auch bald auf andere, inzwischen namhafte Freehander ausweitete. Im Gegenzug lassen bis heute viele der Freehänder die entsprechenden Pfeifen bei Stanwell sandstrahlen oder greifen auf Stanwells gigantisches Kantel-Lager zurück.

Inzwischen gibt es eine große Vielzahl an Modellen und Modellvarianten, mit und ohne Filterbohrung, in unterschiedlichem Finish, dazu Jahrespfeifen, Städtepfeifen (in DK), Weihnachtspfeifen und vieles andere mehr. Ein inzwischen begehrtes Sammelobjekt dürfte die Kassette mit 6 Pfeifen sein, die zum 50. Firmenjubiläum 1992 herausgegeben wurde. 

 Zum 60. Firmenjubiläum gab es leider nur eine Serie von Pfeifen mit 9 mm - Filterbohrung und Aluminium-Rand am Kopf ohne Kassette.

Die Pfeifen von Stanwell sind von durchweg solider Machart und gutmütigen Raucheigenschaften. Kennzeichen ist ein "S" mit einer Krone in unterschiedlicher Ausführung. Bis in die 60ger Jahre soll das "S" keine Krone gehabt haben. Einfache Pfeifen tragen das Logo in weiß, bessere in Messing oder Silber. Als 1995 damit begonnen wurde, die Mundstücke auch aus Acryl herzustellen, bekamen die Pfeifen mit Acrylmundstück zusätzlich zum gekrönten "S" noch einen Punkt. Diese Praxis wurde verlassen, als durchgängig alle (Export ?)-Pfeifen mit Acrylmundstück ausgestattet wurden.

Messing-Logo mit Punkt, Pfeife von 1996

Da viele Modelle von Stanwell schon seit Jahrzehnten gefertigt wurden, ist es nicht einfach, eine Stanwell-Pfeife zu datieren. Einen Anhaltspunkt mag die auf älteren Modellen (bis ca. 1970 ?) eingestempelte, sehr kleine  Reg.-Nr. sein, eine Art behördliches Firmenkennzeichen. Einen weiteren Hinweis ist das o.g. Vorhandensein oder Fehlen der Krone über dem "S" sein.

Alte Stanwell, Shape 430, beim "S" am Mundstück fehlt die Krone (um 1960 ?)

Einen weitereren Hinweis kann das Mundstückmaterial bieten. Auch sind die älteren, glatten Pfeifen von meist sehr schöner Maserung, dunkelrotem Finish,  mit weißem "S" gestempelt und in jedem Falle mit Normalbohrung ausgestattet. Auch finden sich bei älteren Modellen noch zusätzliche Stempel wie "Flame Grain" oder ähnliche Angaben.

Inzwischen sind die alten Stanwell-Pfeifen beliebte Sammelobjekte geworden, denn gerade bis in die 1970ger Jahre waren sie von ganz hervorragender Holzqualität. So findet man gerade bei diesen älteren Pfeifen wunderbare Maserungen. Momentan sind die Preise solcher "Estates" noch vernünftig und man kann sich hier ein schönes Sammelgebiet erschließen.

Einem engagierten Fachhändler und einigen Pfeifenliebhabern gelang bei Stanwell ein spektakulärer Fund. Auf dem Dachboden fanden sich noch eine Reihe von Halbfabrikaten seltener Formen, die inzwischen unter dem Namen "Gamle Piber" (alte Pfeifen) fertiggestellt und auf dem Markt sind. Wer solch eine Pfeife angeboten bekommt, sollte nicht zögern, sie zu erwerben.

Anmerkung: Im Jahr 2002 ging das langjährige Leitungsduo Jens Lillelund / Arne Deli in Pension. Momentan ist noch weitgehend unbekannt, wie die neue Leitung aussieht und ob es nach wie vor möglich ist, Stanwell so unproblematisch zu besichtigen.

  Es ist ausdrücklich nicht gestattet, diese Texte, auch auszugsweise, und Bilder, ohne  schriftliches Einverständnis des/der Rechteinhaber(s) herunterzuladen und zu verwenden!  (c) Pipendoge, 2009 

7 alte Pfeifen mit Registriernummer, Normalbohrung,
 vermutlich vor 1970

Eine Pfeife aus der Serie "Gamle Piber"

Pfeifen mit 9mm-Filter:
 Hexagon
mit Ebonitmundstück, Jahrespfeife 1995 mit Acrylmundstück

zurück/back