GERT HOLBEK

 

 

 

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Gert Holbek (geb. 1928) ist momentan einer der ältesten, aktiven dänische Pfeifemacher. Er begann bei Poul Rasmussen im Jahr 1953 zu arbeiten. Nachdem er, wie allgemein üblich, eine "Lehrzeit" mit Pfeifenreparaturen absolvierte, machte er sich bereits 1956 selbständig.

Viele Jahre lang wurden seine Pfeifen ausschließlich über das legendäre Geschäft "Pipe Dan" vertrieben, bis der Laden im Jahr 1991 schloss. Die Jahresproduktion betrug damals rund 200 Pfeifen.

Obwohl über 50 Jahre im Pfeifegeschäft, ist Holbek leider nicht sehr bekannt unter den Pfeifenrauchern und Sammlern in Skandinavien und Europa. Weil er nie ein Teil der "Pfeifen-Szene" hat sein wollen,  gab es auch nie einen Artikel über ihn in den gängigen Pfeifenzeitschriften, auch nicht in Dänemark. Umso beliebter waren und sind seine Pfeifen in den USA und in Japan. Alte Stammkunden von Pibe-Dan erinnern sich wehmütig an seine schönen Pfeifen, die heute sehr selten geworden sind. Momentan fertigt Holbek nur noch aus Liebhaberei einige, wenige Pfeifen an.

Ich habe Gert Holbek im Jahr 2004 kennengelernt. Er ist ein ruhiger, freundlicher und sehr bescheidener Mann, ich würde ihn als einen "Gentleman der alten Schule" bezeichnen. Er hat sich  gefreut, dass ich ihn anhand eines Bildes erkannt und das Gespräch mit ihm gesucht habe.

Per Billhäll und Gert Holbek im Oktober 2004

 

Gert Holbek hat seine Pfeifenformen über die Jahre kaum geändert, man erkennt eine Holbek unschwer wieder, weil viele seiner Pfeifen ziemlich hoch sind, und schlanke Köpfe haben. Seine  Pfeifen haben prinzipiell nie irgendwelche Zierelemente.   Die glatten Pfeifen sind hauptsächlich Straight Grain in einem warmen rötlichen Walnuss-Finish. Vielleicht ist am typischsten für seine Pfeifen ist, dass er die Kanten des Bisses schräg laufend ausformt, was überraschend, aber sehr angenehm ist.  (normal: ---I ; Holbek. ---/).

Basierend auch auf Informationen von Jakob Groth, zusätzliche Bilder von Per Billhäll

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GERT HOLBEK

von Jan Andersson

An einem schönen, aber windigen Tag in Frühjahr 2009 besuchten Tom Eltang und ich den ältesten jetzt lebende Pfeifenmacherr in Dänemark, Gert Holbek, in seinem schönen Haus im Norden Seelands . Gert wurde 1928 geboren und feierte seinen 80. Geburtstag kur vor unserem Besuch,  aber es war ein eigentlich vitaler und energischer alter Herr, den zu treffen wir hatten das Vergnügen hatten. Er begann Anfangg der 1950ger JahrePfeifen  herzustellen, weshalb er auf mehr als ein halbes Jahrhundertso als Pfeifenmacher zurückblicken kann.

Im Jahr 2007 entschied er sich, mit dem Pfeifenbau aufzuhören, da er feststellte, dass seine feinmotorischen Fähigkeitenen nachließen und die Ergebnisse seinen Ansprüchen nicht mehr genügten. Um mit Gert zu sprechen:"Nachdem ich versucht habe, mein ganzes Leben über perfekte Pfeifen zu machen, will ich jetzt nicht etwas weniger Perfektes machen."  

Es ist faszinierend, einen Mann zu treffen, der im Pfeifenbau seit dem 2. Weltkrieg tätig gewesen ist und während all dieser Zeit das ganze Auf und Ab in der dänischen Pfeifenrherstellung erfahren hat. Ich bin sicher, dass weder Tom noch ich jemals den interessanten und angenehmen Tag vergessen werden, den wir mit Gert verbrachten.

                                                           

In einem dänischen Zeitungsartikel von 1957 wurde die Idee propagiert, dass Pfeifen auch Kunstwerke sein könnten, allerdings nur wenige. Zu dieser Zeit wurden in Dänemark immerhin ca. 1.000.000 Pfeifen im Jahr verkauft. Insgesamt wurden nur 14 davon als gut genug betrachtet, an einer von der Dänsichen Gesellschaft für Kunsthandwerk arrangierten Ausstellung teilzunehmen. Der Zeitungsartikelr fand es ziemlich merkwürdig, dass 8 jener 14 Pfeifen mit G. Holbekgestempelt waren und dass der Schöpfer, Gert Holbek, gerade sein Debüt aufdieser Ausstellung gab - , und das seine Werkstatt sich in einem alten Fahrrädschuppen befand.

 

Kindheit und Jugend im Schatten des 2. Weltkrieges

Gert Holbek war das älteste von zehn Geschwistern, sein Vater war Diplomingenieur und auch ein eifriger Pfeifenraucher. In der Tat rauchte er so gern, dass er seine Pfeife nur sehr widerwillig aus seinem Mund heraus nahm, und, die Windeln seiner Kinder zu wechseln, war kein Grund für solches eine drastische Tat. "Er pflegte stattdessen, einiges an Asche in den Windeln zu verstreuen", sagt Gert.
"Es zeigt sich, dass man manches mit der Muttermilch aufsaugen kann, aber ich denke, dass ich mein Interesse an Pfeifen vom anderen Ende bekam", er fügt mit einem Lächeln hinzu.

Es war keine leichte Zeit , als Gert aufwuchs; seine Schulzeit wurde vom Krieg und der Besetzung geprägt. Als er im Alter von 18 die Schule beendete, war zwar der Krieg vorbei, aber die Wirtschaft war schwach und die Arbeitslosigkeit äußerst hoch. Wenn man Arbeit haben wollte, mussten man nehmen, was vorhanden war. Gert beschäftigte sich mit vielen Dingen wie Landwirtschaft und Obstanbau. Er war Lehrling bei einem Zimmermann und für kurze Zeit war er sogar Mönch! Es war sein großes Interesse für Literatur, Philosophie und Religion, welches ihn Mönch werden ließ. Jedoch kam das Leben als Mönch zu einem jähen Ende, als sich die Tochter des Eigentümers des Hauses in dem er untergebarcht war, in ihn verliebte. Also musste Gert noch einmal eine Arbeit finden und für eine Weile er arbeitete als Handwerker im einzigen Nonnenkloster Dänemarks.

Von Reparatur-Handwerker zum selbständigen Pfeifenmacher

Gert heiratete, wurde Vater und suchte nach einer Arbeit, am liebsten in einem Beruf, wo er für sich allein arbeiten konnte. Einen Tag nach einer langen Suche bemerkte er eine Anzeige für einen Handwerker von einer Werkstatt für Pfeifen. Der Name dieser Werkstatt war "Suhrs Pibereparation", und sie wurde von Poul Rasmussen geführt. Gert bekam die Arbeit und, selbst wenn das Gehalt niedrig war, war es besser als nichts.
Es war im Jahr 1953 als Gert begann, für Poul Rasmussen zu arbeiten, und er sollte dort fast drei Jahre bleiben. Während dieser Zeit radelte er zweimal pro Woche durch Kopenhagen zu Tabakwarenhändlern, um Pfeifen abzuholen, die repariert werden sollten. Gert schätzt, dass er in den drei Jahren bei Poul Rasmussen 3000 - 5000 Pfeifen pro Jahr zu reparieren hatte. Wenn man so viele Pfeifen repariert hat weiss man wirklich, wie eine gute Pfeife hergestellt und behandelt werden sollte, und man weiss auch, dass viele Pfeifen weder gut gebaut noch richtig behandelt wurden. "Durften Sie Pfeifen für sich während dieser Zeit machen?" "Nur eine",  sagt Gert mit einem Lächeln, "aber ich habe aufgepasst, wie Poul es machte."

Im Mai 1956 gab es zu wenige Reparaturen in der Werkstatt und Gert wurde entlassen. Er lieh sich etwas Geld, kaufte eine Drehbank und verwandelte sie in eine ”Multifunktionsmaschine”, die er dann über 50 Jahre lang benutzte. Seine erste Werkstatt war in einem alten Fahrradschuppen- kein Luxus, aber es funktionierte. Am Anfang war es nicht leicht, die Pfeifen zu verkaufen und einen fairen Preis für sie zu bekommen, also ist es nicht nur metaphorisch, wenn Gert sagt, dass die Familie manchmal von Brot und Wasser leben musste.

Ein Kunde bat ihn darum, eine Serie nach dem Vorbild der vom berühmten Pfeifenladen "Pibe-Dan" in Kopenhagen erfundenen 'formreformierten Pfeifen' zu machen. Das erwies sich als Glücksgriff,  wenngleich es nicht gleich so begann. Der Eigentümer des besagten Ladens Pibe-Dan selbst war sehr wütend, als er davon hörte und ging zu Gerts Werkstatt um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Aber es kam nicht dazu, als er Gerts Pfeifen sah. Stattdessen sagte er: "Ich kaufe alles, das Sie machen." Ab sofort hatte Gert ein sicherer Verkäufer in Dänemark und nicht nur dort. Da PibeDan auch einen Exportkatalog im Ausland verbreitete, wurden seine Pfeifen bald international bekannt, besonders in den USA.

 

Ein Mann mit vielen Talenten

Trotz der Tatsache, dass Gert Holbek als Pfeifenmacher fast seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gearbeitet hat, ist er nicht sehr bekannt in seinem eigenen Land, die Ausnahmen sind die treuen Kunden von Pibe-Dan. Aber in vielen anderen Ländern ist sein Name bekannt und angesehen. In Japan, wo viele seiner Pfeifen verkauft wurden ist er fast eine Legende.

Es gibt verschieden Gründe, warum Gert in Dänemark nicht so bekannt ist. Die meiste Zeit hat er allein für sich gearbeitet. An Pfeifenklubaktivitäten, Pfeifenausstellungen und ähnlichen Dingen und hat nicht teilgenommen.. Auch nicht er nur ganz selten Interviews gegeben, weshalb sehr wenig über ihn in Pfeifenzeitschriften und Zeitungen geschrieben wurde. Ein dritter Grund ist, dass er sich vielen anderen Aktivitäten gewidmet hat. Er hat als Industriedesigner gearbeitet und sein bekanntestes Produkt, welches er schuf, war das Tafel-Besteck "Prisme" aus rostfreiem Stahl welches er und ein Freund in den 60ern gestaltet hatten. Dieses Besteck war ein großer Erfolg überall auf der Welt. Jetzt ist es für einige Zeit nicht produziert worden, aber die Produktion beginnt 2009 von neuem. Gert war auch Dozent an Designer-Schulen, machte einzelne Erfindungen und vieles mehr.

Nur wenige Maschinen

Wie in der Einführung erwähnt, beschloss Gert im Jahr 2007 aufzuhören, Pfeifen zu machen. Jedoch war seine Werkstatt bei unserem Besuch immer noch intakt. Ich war überrascht, nur eine einzelne Maschine dort zu finden, die Drehbank, die er in eine 'Multifunktionsmaschine' umbaute, als er allein im Jahr 1956 begann. Diese Maschine hat er all diesen Jahren verwendet und sie funktioniert immer noch perfekt. Und das ist tatsächlich die einzige Maschine, die gebraucht wird, um sogar Pfeifen herzustellen, die Weltspitze sind. Alle Pfeifen, die Gert jemals hergestellt hat, wurden sorgfältig dokumentiert - gibt es genau 6662 Stücke.

Gert hat großes Interesse an Literatur und, nachdem er mit dem Pfeifenbau aufgehört hat, kann er mehr Zeit in dieses und andere Interessen investieren. Er ist jetzt damit beschäftigt, seine Erlebnisse aufzuschreiben, und er arbeitet an einem Buch mit Kurzgeschichten, das bald erscheinen wird.

Heute Gert ist ein moderater Raucher, er spart dies er für  wirklich schöne Momente im Leben auf. Als wir im Sommerhaus der Familie saßen, gelegen am,höchsten Punkt des Grundstückes mit einer ausgezeichneten Ansicht, fühlen wir uns geschmeichelt, dass Gert seine Pfeife mit uns gemeinsam rauchen will. Das bedeutet, dass er fühlt, wie wir es tun - dies ist einer der schönen Momente im Leben.

Mit freundlicher Genehmigung von Jan Andersson in Deutsche übertragen und hier gezeigt. Alle Rechte bei Jan Andersson, Tyringe, Schweden.

 

 

  Es ist ausdrücklich nicht gestattet, diese Texte, auch auszugsweise, und Bilder, ohne  schriftliches Einverständnis des/der Rechteinhaber(s) herunterzuladen und zu verwenden!
 (c) Pipendoge, 2009
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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